Gesellschaftskritik und Protest
Zielsetzung
Das Projekt beschäftigte sich mit politisch aktiven Jugendlichen, die sich selbst dem linken Spektrum zuordnen. Im Zentrum der Untersuchung standen dabei die Fragen, 1) welches Selbst- und Gesellschaftsverständnis diese Jugendlichen vertreten und wie sie dies in ihrer politischen Praxis umsetzen, sowie 2) wie sich das politische Engagement der Befragten im biografischen Verlauf herausgearbeitet und weiterentwickelt hat. Dabei wurde den interviewten Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ihre eigene Sichtweise darzustellen, ihr politisches Selbstverständnis, ihre Ziele und die dafür in Frage kommenden Aktionsformen zu beschreiben.
Prof. Dr. Helmut Willems (Leitung) | Prof. Dr. Wolfgang Kühnel (Leitung) | Katrin Hillebrand | Tobias Schmidt | Kristina Zenner
2012 – 2014
Datengrundlage und Methodik
Die Analyse erfolgt auf der Grundlage von 35 qualitativen Interviews („PZI – problemzentrierte Interviews“) mit engagierten Jugendlichen aus sehr verschiedenen linksaffinen politischen Gruppen, vorwiegend aus Großstädten und Ballungsräumen aus neuen und alten Bundesländern.
Ergebnisse
„[Die Familie] hat mich auf jeden Fall dazu gebracht, Zustände kritisch zu hinterfragen, und mir auch mehr Bildung, mehr Texte und so weiter mitgegeben, als die Schule das hat“ (Interviewauszug aus Hillebrand et al., Politisches Engagement, S. 131).
- In dieser Studie erschien Engagement als sehr voraussetzungsreich. Es erfordert sowohl bestimmte Ressourcen und Kompetenzen als auch die Einbindung in entsprechende Netzwerke.
- Eine große Rolle für den Einstieg ins Engagement spielt das Elternhaus. Hier wird ein grundlegendes Interesse an politischen und gesellschaftlichen Vorgängen ebenso vermittelt wie die Bedeutung demokratischer Werte und entsprechender Beteiligung. Die Schule dagegen vermittelt zwar politisches Wissen, wird von den Befragten aber nicht als fördernde Umgebung für aktive politische Partizipation wahrgenommen.
- Als Gelegenheit zum Einstieg ins Engagement erwiesen sich zum einen (soziale) Medien und persönliche Kontakte (Peergroup und Szenen), zum anderen Schlüsselereignisse im Leben der Befragten. Darüber hinaus zeigten sich auch Wege eines langsam zunehmenden Engagements, das etwa im schulischen Bereich beginnt und durch die Erfahrung einer gewissen Wirksamkeit des eigenen Handelns an Dynamik gewinnt.
- Für die Befragten stellt das Engagement in vielen Fällen eine Erfahrung dar, die ihre gesamte Persönlichkeit und den langfristigen Lebensverlauf beeinflusst. Politisches Denken und Handeln wird ebenso wie ein verstärktes Gefühl von Selbstwirksamkeit oft zum festen Bestandteil des Lebenswegs. Allerdings beeinflusst das Engagement auch die Lebensführung: Teilweise kommt es etwa zu verlängerten Studienzeiten oder zu Erschöpfungsgefühlen durch eine hohe zeitliche Belastung.
Publikationen

Hillebrand, Katrin et al.,
Politisches Engagement und Selbstverständnis linksaffiner Jugendlicher
Wiesbaden 2015
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