Der Übergang in Arbeit und seine Auswirkungen auf die gesellschaftliche Integration und das Erwachsenwerden von Jugendlichen

Daniel Weis, Patrice Joachim

Die Phase des Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter wird von gesellschaftlichen Normvorstellungen und entsprechenden Erwartungen begleitet. Aus entwicklungspsychologischer Perspektive werden den Jugendlichen bestimmte Entwicklungsaufgaben zugeschrieben, die in dieser Phase bewältigt werden sollen (Havighurst 1972). Darunter werden Anforderungen an das Individuum verstanden, deren Bewältigung zu einer erfolgreichen gesellschaftlichen Integration notwendig ist. Zu den Wesentlichen gehören die Ablösung vom Elternhaus, die Gründung einer eigenen Familie, die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und damit zusammenhängend eine ökonomische Unabhängigkeit (Hurrelmann 2009, Kerckhoff 2000, Merkens 2012).
Im Widerspruch zu diesen Normen stehen die zu beobachtenden Tendenzen einer immer weniger normierten Transitionsgestaltung: Übergänge werden zunehmend individueller und verlaufen weniger einheitlich (Konietzka 2010). Diese Entwicklung führte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu einer Verlängerung der Jugendphase (Zinnecker 2003), einer Verlagerung von Transitionsmarkern auf einen späteren Zeitpunkt, einer Entkopplung von Transitionsereignissen sowie einer Diversität bzw. De-Standardisierung von Verläufen (Stauber/Walther 2004). Damit einhergehend ist die Phase des Übergangs mit geringerer Sicherheit und Planbarkeit sowie höherem Risiko für das Individuum verbunden. Dies betrifft insbesondere den Übergang junger Menschen in den Arbeitsmarkt, der im Fokus des Vortrags steht.
Vorgestellt wird eine Typologie von Transitionsverläufen und Bewältigungsmustern junger Menschen in Luxemburg sowie deren subjektive Perspektiven auf das Erwachsenwerden und Erwachsensein. Durch die typologische Einordnung auf Basis der individuellen Erfahrungen und Deutungen können Erfolgsfaktoren, Gelingensbedingungen und Hemmnisse für den Übergang ins Erwerbsleben identifiziert werden. Dabei zeigt sich, dass Transitionsprobleme zu Maßnahmenkarrieren, Armut, sozialer Exklusion und gesundheitlichen bzw. psychischen Beeinträchtigungen führen können. Sie erschweren aber nicht nur die gesellschaftliche Integration, sondern haben darüber hinaus auch Einfluss auf das subjektive Gefühl des Erwachsenseins.
Die Präsentation basiert auf den Ergebnissen einer qualitativen Befragung von 77 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen des luxemburgischen Jugendberichts 2015.

Zitiervorschlag

Joachim, P. & Weis, D. (2016). Der Übergang in Arbeit und seine Auswirkungen auf die gesellschaftliche Integration und das Erwachsenwerden von Jugendlichen. Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bamberg.

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