Einflüsse des hybriden Wissensdiskurses auf die Erstellung von Evaluationswissen in der Wissensgesellschaft: Eine Fallanalyse einer Indikator-Expertengruppe der europäischen Kommission

Jean Philippe Décieux

In Wissensgesellschaften greift die Politik zunehmend auf von Experten generiertes Wissen zurück, um Entscheidungen abzuwägen, Unsicherheiten/Risiken zu kalkulieren und dadurch zu minimieren sowie getroffene Entscheidungen zu legitimieren. Auf EU‐politischer Ebene wird eine solche wissensbasierte Entscheidungsstrategie als „evidence‐based‐policy‐making“ bezeichnet. Wissen wird hier praktisch angewendet und damit verbindlich.
Nicht zuletzt aus diesem Grund zeigen zahlreiche Studien einen Wandel in der Produktion von Wissen in der Wissensgesellschaft. An die Stelle der linearen Ordnung der Wissensproduktion treten hybride Kooperationsforen, in denen unterschiedliche Interessensakteure (z.B. aus Wissenschaft, Politik und Praxis) Wissen ko‐konstruieren. Es besteht jedoch ein erhebliches Forschungsdesiderat bezüglich der Art und Weise, wie Wissen in diesen heterogenen Kooperationen generiert wird.
Dort setzt die Studie an und analysiert, wie Sozialindikatoren im EU‐politischen Kontext erstellt werden. Diese sind eine Form externen Evaluationswissens zur Entlastung politischer Akteure im Entscheidungsprozess und zur Legitimierung von Entschlüssen, indem sie die Argumente mit belegbaren Fakten füllen.

Forschungsfrage
Wie beeinflusst der Wissensdiskurs heterogener Akteure in hybriden Foren (h. F.) die traditionell wissenschaftlichen Methoden der Indikatorenerstellung?

Analytische Strategie
Die empirische Fallanalyse rekonstruiert die Strukturen und Prozesse im Rahmen der Expertengruppe mittels einer Mehrfachtriangulation (Daten‐, Perspektiven‐, Wissens‐ und Methodentriangulation), deren Grundlage eine Analyse von Meeting‐Protokollen, ein Onlinesurvey sowie qualitative Experteninterviews bildet. Die Expertengruppe erstellt Indikatoren im Diskurs (D.) von Experten aus Politik, Praxis und Wissenschaft (transdisziplinärer D.) sowie unterschiedlichen nat. und internat. Interessen, Zielen und kulturellen Identitäten (transnationaler D.).
Die Studie liefert bisher noch nicht empirisch untermauerte Erkennisse über die Faktoren, welche die Indikatorenentwicklung bzw. Wissensproduktion und ‐evaluation in h. F. und damit die Entscheidungsgrundlage in vielen politischen Kontexten nachhaltig beeinflussen.

Zitiervorschlag

Décieux, J. P. (2015). Einflüsse des hybriden Wissensdiskurses auf die Erstellung von Evaluationswissen in der Wissensgesellschaft: Eine Fallanalyse einer Indikator-Expertengruppe der europäischen Kommission. Degeval. 18. Jahrestagung der DeGEval: Evaluation und Wissensgesellschaft, Speyer.

https://doi.org/10.13140/RG.2.1.4596.7844

Institution

Degeval

Jahr

2015

Schlagwörter

Jugendforschung

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