Zufrieden mit Luxemburgs Covid-Curriculum?

Eine Masterarbeit über die Einstellung von Schüler*innen und Studierenden gegenüber der Pandemie

Dissertationen

Daten aus dem Youth Survey Luxembourg, sowie aus der Studie Young People and COVID-19 (YAC) ermöglichten es Laurent Langehegermann, die Zufriedenheit von Schüler*innen und Studierenden in Luxemburg während der COVID-19-Pandemie zu untersuchen. Er verfasste darüber seine Masterarbeit mit dem Titel COVID-19 in Luxembourg: Student attitudes towards the pandemic with a focus on satisfaction in/with education. Er wurde dabei von Prof. Dr. Robin Samuel betreut und schloss seinen Master an der Universität Luxemburg 2022 erfolgreich ab. Im Gespräch mit jugend-in-luxemburg.lu gibt Laurent Einblick in seine Forschung, und somit in „Luxemburgs Covid-Curriculum“.

Luxemburgs Covid-Curriculum

Laurent, wie haben Sie die Einstellungen der Schüler*innen und Studierenden erforscht? Woran genau waren Sie interessiert?

Bei meiner Masterarbeit handelt es sich um eine quantitative Studie über die Bewältigung der COVID-19-Pandemie in Luxemburg durch Schüler*innen und Studierende und deren Zufriedenheit in den Jahren 2020 und 2021. Für die Datenanalyse habe ich Korrelationstabellen und Koeffizienten-Plots verwendet, die aus der gewöhnlichen Methode der kleinsten Quadrate (Ordinary Least Squares, OLS) und aus logistischen Regressionen abgeleitet wurden.

Meine Forschungsfragen lauteten:

  • „Wie gut kamen die Schüler*innen und Studierenden in Luxemburg in den Jahren 2020 und 2021 mit COVID-19 in Luxemburg zurecht?“ und
  • „Wie zufrieden waren sie mit dem Bildungsangebot, das ihnen in diesem Zeitraum zur Verfügung gestellt wurde?“.

Ich habe Sekundärdaten aus den Datensätzen YAC 2020 und YAC 2021 verwendet, die mir Robin Samuel und sein Forschungsteam aus dem Centre for Childhood and Youth Research (CCY) zur Verfügung stellten.

Die Schüler*innen und Studierenden, deren Einstellungen ich analysiert habe, waren aufgrund der Struktur der von mir behandelten Datensätze zwischen 14 und 29 Jahre alt. Die betrachteten Umfrageteilnehmenden besuchten sekundäre, tertiäre und berufliche Bildungseinrichtungen in Luxemburg oder im Ausland.

Zur Beantwortung von Forschungsfragen verwenden Sozialforschende oft Theorien: Welche Konzepte waren für Sie am hilfreichsten?

Ich habe einen theoretischen Rahmen verwendet, der auf organisatorischer Prägung und Pfadabhängigkeit basiert:

Es wird angenommen, dass Organisatorische Prägung nach „sensiblen Perioden“ (Marquis und Tilcsik, 2013: 199) auftritt, in denen Organisationen aufgrund externer Faktoren eher bereit sind, sich zu verändern. Im Fall meiner Forschung handelte es sich bei den fraglichen Organisationen um luxemburgische Bildungseinrichtungen im Kontext der COVID-19-Pandemie.

In ähnlicher Weise ist es wichtig, Pfadabhängigkeit als ein Konzept zu betrachten, das erklärt, wie Regeln, Ansätze und Infrastrukturen als Folge von in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen weiter vorherrschen und wichtig bleiben. Obwohl digitale Mittel bereits verfügbar waren, bestanden Bildungseinrichtungen darauf, den Unterricht inmitten der anhaltenden Pandemie in Präsenz auszurichten.

Was können Sie über die Haltung der Schüler*innen und Studierenden gegenüber der Pandemie sagen? Wie ist Ihr Gesamteindruck?

Die Ergebnisse zeigen, dass die Situation der Schüler*innen und Studierenden in Luxemburg insgesamt mit der in anderen westeuropäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Österreich übereinstimmt. Überall gaben die Schüler*innen und Studierenden an, dass sie größtenteils zufrieden damit waren, wie ihre jeweiligen Bildungseinrichtungen auf die Ausnahmesituation der COVID-19-Pandemie reagierten.

Potenziell außergewöhnlich für Luxemburg ist jedoch die Tatsache, dass die Studierenden, obwohl sie insgesamt immer noch zufrieden sind, die Veränderung hin zu Online-Umgebungen am wenigsten gut fanden. Zwischen 2020 und 2021 vermissten die Studierenden den persönlichen Kontakt zu ihren Dozent*innen und Kommiliton*innen sehr. Stattdessen mussten sie oft virtuell am Unterricht teilnehmen. Dennoch zeigen meine Ergebnisse, dass die Zufriedenheit mit der Bildung in Luxemburg durch die Umstellung auf virtuelle Klassenzimmer nicht merklich abgenommen hat.

Welche spezifischen Muster lassen sich in Ihren Ergebnissen erkennen?

Im Einzelnen hatten Klarheit in der Bildung und Vertrauen in die Lehrkräfte einen großen Einfluss darauf, wie die Schüler*innen und Studierenden mit der Pandemie zurechtkamen. Die Umfrageteilnehmenden gaben an, dass sie mit der Pandemie umso besser zurechtkamen und zufriedener waren, je mehr sie darauf vertrauen konnten, dass ihre jeweiligen Lehrkräfte sie fair behandelten, ihnen die Aufgaben klar erklärten und Zugang zu unmittelbarer Hilfe boten (z.B. über Chatrooms, Teams, Discord).

In ähnlicher Weise wurden körperliche Faktoren und Faktoren der psychischen Gesundheit als wichtig für die Bewältigung und die Zufriedenheit mit der Bildung angegeben. Das heißt, dass diejenigen Teilnehmenden, die glaubten, ihre eigene Situation unter Kontrolle zu haben, die körperlich aktiv waren und die glaubten, schwierige Aufgaben bewältigen zu können, besser mit der Situation zurechtkamen als diejenigen, die sich isoliert fühlten oder denen die Nähe zu anderen Menschen fehlte.

Digitale Faktoren, wie z. B. der Besitz von Computern zu Hause und die Zeit, die mit der Interaktion mit anderen Menschen im Internet verbracht wird, sagen, abgesehen von Social-Media-Auszeiten, nicht viel über die Bewältigung oder Zufriedenheit im Jahr 2020 aus. Sie beginnen erst ein Jahr nach der Pandemie im Jahr 2021 statistische Relevanz zu zeigen, auch wenn die Schüler*innen und Studierenden davor schon positive Einstellungen zu digitalen Lernmethoden angaben.

Laurent, was können wir aus Ihren Ergebnissen lernen? Wie könnten Bildungseinrichtungen von Ihrer Studie profitieren?

Auf der Grundlage meiner Ergebnisse vertrete ich die Auffassung, dass künftige Forschungen sich eingehender mit dem Thema der Zufriedenheit der Schüler*innen und Studierenden befassen und untersuchen sollten. Ferner, wie dies dazu führen könnte, dass sich Bildungseinrichtungen digitale Maßnahmen zu eigen machen. Denn klar ist geworden, dass die Schüler*innen und Studierenden in Luxemburg ihrerseits eine positive Einstellung zu digitalen Lehrmethoden gezeigt haben und digitale Methoden auch bereitwillig einsetzen möchten.

Die in Luxemburg durchgeführten Jugendumfragen zeigen deutlich, dass Schüler*innen und Studierende, sowie andere junge Menschen in Luxemburg einen großen Teil ihrer Freizeit mit digitalen Aktivitäten verbringen, was zeigt, dass sie sich des Potenzials der Digitalisierung bewusst sind.

Der unerwartete Praxistest, den die COVID-19 Pandemie bot, muss gründlich analysiert und bei allen folgenden Reformen auf allen Ebenen des luxemburgischen Schulsystems berücksichtigt werden, insbesondere bei der Umsetzung digitaler Maßnahmen im Bildungsbereich.

Ansprechpartner·in

Robin Samuel

Robin Samuel

Prof. Dr. Robin Samuel ist Associate Professor und Leiter des Zentrums für Kindheits- und Jugendforschung (CCY) an der Universität Luxemburg.

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